Meine Lake Biwa Erfahrung liegt nun schon fast einen Monat zurück. Mein Körper hat sich erholt. Das ist normal. Denn statt einem ganzen Marathon musste er in Japan nur die Hälfte bewältigen. Mein Kopf hingegen hat noch einiges zu verarbeiten. Dass ich mein erstes grosses Vorhaben im 2018 nach der Hälfte der Renndistanz wegen Atemproblemen abbrechen musste, tut immer noch weh. Obschon ich in der Zwischenzeit den Kerzerslauf über 15 km mit persönlicher Bestleitung als Zweiter beenden konnte, bleibt die Enttäuschung über DNF.
Zwar gab es ganz viele aufmunternde Worte von meinen Fans, Freunden und Trainingspartnern. Trotzdem habe ich es nicht übers Herz gebracht, unserem Sohn Elod zu sagen, dass es nicht gereicht hatte. Ich will ihm diese Enttäuschung ersparen. Schliesslich hat er sich so gefreut, als ich endlich - nach zweieinhalb Monaten Trainingslager und Einsatz in Lake Biwa - nach Hause gekommen bin. Elod wurde am 22. Februar siebenjährig. Normalerweise hat er dann mit seiner Mutter und seinen Freunden ohne mich gefeiert. Vor meiner Abreise im Januar sagte Elod aber: In diesem Jahr warte ich mit der Geburtstagsfeier, bis du wieder zuhause bist. Und das taten wir dann auch - gleich nach meiner Heimkehr.
Zwischen zwei Events für meine Partner Ochsner Sport, CEP und Adidas, besuchte ich danach Peter Züst in Mollis. Der Check bei meinem Vertrauensarzt hat mich in meiner Verarbeitung der Lake Biwa Erfahrung einen Schritt weitergebracht. Ich weiss jetzt, dass sich mein Körper von den beiden Grippen im Dezember und Mitte Januar noch nicht vollständig erholt hatte. Er war für Lake Biwa einfach noch nicht bereit. Für mich bedeutet das: gut erholen. An einem anderen Marathon vor der EM teilzunehmen, ist kein Thema. Mein nächstes grosses Ziel heisst Europameisterschaft und findet im August statt.
Hier muss ich einen kleinen Einschub machen und ein paar Worte zu meinem Leseprojekt verlieren. Mein Buch «Die Wahrheit über Harry Quebert» von Joël Dicker liegt immer noch auf meinem Nachttisch. Ich hatte meiner Frau eigentlich versprochen, die Geschichte im vergangenen Trainingslager fertig zu lesen.....Es wird noch eine Weile dauern, bis ich mich wieder auf Harry konzentrieren kann. Denn in dieser Erholungsphase brauche ich Ruhe und Zeit um mit meinem Körper zu reden. Diese fehlt mir dann beim Lesen - so muss Harry warten.
Bis es im August soweit ist, werde ich natürlich an Strassenläufen teilnehmen. Ein besonderes Highlight wird in diesem Jahr der Grand Prix von Bern sein, an dem mich Kenenisa Bekele über die 10 Meilen herausfordert. Der dreifache Olympiasieger und fünffache Weltmeister über 5000m und 10000m hat nach Olympia 2012 auf die Marathondistanz gewechselt. Er wird zuvor am 22. April beim London Marathon antreten. Ich bin noch nie gegen Bekele gelaufen, drum bin ich gespannt. Er trainiert auch in Äthiopien, wie ich. Nicht in einer Trainingsgruppe, sondern alleine mit seinen pace makern.
Zum Schluss noch einen Primeur in eigener Sache. Über die Ostertage verreise ich mit meiner Frau und meinem Sohn. Das war ein super spontaner Entscheid. Es sind unsere ersten gemeinsamen Ferien. Ich freue mich riesig und meine beiden Liebsten können es noch kaum fassen, dass wir endlich mal zu dritt unterwegs sind.
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